Nichts darf man ohne eigene Begründung annehmen,
es sei denn es sei evident
oder aufgrund von Erfahrung gewusst

oder durch die Autorität der Heiligen Schrift gesichert.

Wilhelm von Ockham (1288 - 1347)

Der englische Theologe und Philosoph Wilhelm von Ockham war ein Verfechter des intellektuellen Sparsamkeitsprinzip, das später nach ihm benannt wurde: Erklärungen sollen möglichst einfach sein und nur auf Erfahrungstatsachen oder gesicherten Annahmen beruhen. Dagegen sind alle Annahmen zu vermeiden, die man nur zum Zwecke einer einzelnen Erklärung adhoc einführt und für die es keine weitere Begründung gibt. Wie das metaphorische Bild des Rasiermessers nahelegt, sollen Erklärungen auf das Wesentliche reduziert und alles Überflüssige entfernt werden.

Ursprünglich stammt dieses intellektuelle Sparsamkeitsprinzip aus der christlichen Scholastik; daher rührt auch der Verweis auf die Bibel in Ockhams Zitat. Es bewährt sich aber auch darüber hinaus als Richtschnur des Denkens. Ockhams Rasiermesser wird heute in der Wissenschaftstheorie als Qualitätsmaßstab für das Aufstellen von Theorien angesehen:

  1. Von mehreren möglichen Erklärungen für einen Sachverhalt ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.
  2. Eine Theorie ist einfach, wenn sie möglichst wenige Hypothesen und freie Parameter enthält.

 

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