Bei Carnac, einem kleinen Ort an der französischen Atlantik-Küste, gibt es eine markante Ansammlung von aufrecht stehenden Steinen, die in parallelen Reihen angeordnet sind. Es lassen sich mehrere Gruppen dieser Steinreihen unterscheiden. Jede Gruppe enthält mehrere parallele Steinreihen, die sich jeweils über mehrere hundert Meter hinziehen. Die Steine sind zwischen 0,5 und 4,0 m hoch, wobei die größten Steine immer am westlichen Ende in Richtung Atlantik stehen. Zudem fallen einzelne große Steine inmitten und neben den Steinreihen auf. Bei manchen Steingruppen verlaufen die Steinreihen gerade, bei anderen Gruppen wechseln die Steinreihen stellenweise die Richtung. Einige der Steingruppen haben an einem Ende oder an beiden Enden einen halbrunden Steinkreis. Ursprünglich umfasste die Anlage vermutlich mehr als 3.000 Steine und war insgesamt 8 km lang, davon sind heute noch ungefähr 3 km erhalten. Außer den Steinreihen gibt es in Carnac auch noch mehrere Großsteingräber.

 

Als sicher darf gelten, dass die Steinreihen von Menschen errichtet wurden. Die Granitsteine stammen aus der näheren Umgebung von Carnac und wurden vermutlich mit Muskelkraft transportiert und aufgerichtet. Archäologen datieren die Errichtung der Steinreihen auf die Jungsteinzeit (um 4.000 v. Chr.). In dieser Epoche wurden die Menschen sesshaft und gingen zu Ackerbau und Viehzucht über. Aus dieser Zeit sind in Nordfrankreich und in anderen Gegenden Europas viele steinerne Zeugnisse zu finden. Verbreitet sind einzelne aufrechtstehende große Steine, die Menhire, sowie aus Steinblöcken errichtete Großsteingräber, die Dolmen. Steinreihen kennt man auch aus dem Dartmoor in Südengland, dort gibt es zahlreiche ein- und doppelzeilige Steinreihen, u.a. bei der prähistorischen Stätte von Merrivale. Auch in der Schweiz gibt es steinzeitliche Monumente, die mehrere in Reihe stehende Menhire umfassen. Aber keine bekannte steinzeitliche Anlage zeigt eine ähnliche Formation wie in Carnac.

Die Megalith-Anlagen von Carnac waren mutmaßlich mehrere Jahrhunderte in Benutzung, soweit in der Nähe gefundene Artefakte und Veränderungen an den Steinreihen vermuten lassen. Unklar ist jedoch, zu welchem Zweck die Steinreihen ursprünglich errichtet worden sind. 

Lesetipps:

  • Werner Hülle: Die Steine von Carnac, Barth Leipzig 1942.
  • Serge Cassen: Exercice de stèle - une archéologie des pierres dressées, réflexion autour des menhirs de Carnac, Errance Paris 2009.
  • Hugh Tucker: The Mystery of France's Stonehenge, BBC 2022.

 

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