Schon antike Denker wie der Philosoph Platon waren der Überzeugung, dass sich die Regeln der menschlichen Gesellschaft in die kosmischen Grundprinzipien einfügen müssen. Andernfalls geht das menschliche Treiben nicht lange gut. Mit anderen Worten Modelle, die versuchen soziale, politische und wirtschaftliche Zusammenhänge zu erklären, müssen die realen naturwissenschaftlichen Realitäten berücksichtigen. Dies tut jedoch keine der heutigen Sozialwissenschaften. Sie stellen allein den Menschen und sein Handeln in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen und ignorieren sowohl die technisch physikalische als auch biologische Realität. Indem Sie nur den Menschen betrachten gibt es in der Realität eine Vielzahl an Beobachtungen und Ereignisse, die mit den bisher existierenden Modellen nicht erklärt werden können.
Es drängt sich eine Vergleich zur Kosmologie auf: Die Sozialwissenschaften befinden sich noch auf dem Niveau des geozentrischen Weltbilds. Auch in diesem stand allein der Mensch bzw. die Erde im Mittelpunkt der Betrachtung und alle Beobachtungen der Bewegungen der Sonne, Planeten und Sterne wurde versucht in diese egozentrische Grundannahme hereinzuzwingen. Damit das funktioniert, wurde von Ptolomäus das Epizyklenmodell entwickelt. Ein vom Grundsatz einfach klingendes, aber in der Praxis extrem kompliziertes und schwierig zu berechnendes Modell. Es musste auch aufgrund neuer Beobachtungen immer wieder angepasst werden, damit es aufrecht erhalten werden konnte. Und mit jeder In der Realität beobachteten Abweichung wurde eine neue Korrekturgröße in das Modell eingefügt und das ganze Modell wurde noch komplizierter. Dennoch dauerte es ca. 1.500 Jahre, bis es schließlich vom heliozentrischen Weltbild, bei dem die Erde nur ein Planet unter vielen ist, abgelöst wurde.
Analog zum geozentrischen Weltbild definieren die Wirtschaftswissenschaften allein die Handlungen von Menschen und Unternehmen zur Befriedigung von menschlichen Bedürfnissen zum Gegenstand ihrer Forschung. Ihr Standardmodell zur Erklärung aller Phänomene, quasi das Epizyklenmodell der Wirtschaftswissenschaften, ist der "Homo Ökonomikus". Auch dieses Standardmodell ist in sämtlichen Grundzügen widerlegt und stimmt mit den Beobachtungen in der Realität nicht überein. Dennoch werden immer nur Erweiterungen diskutiert und sogar mit Nobelpreisen belohnt, die mit ergänzenden mehr oder weniger willkürlichen Annahmen das Standardmodell "am Leben erhalten" oder komplett separat daneben stehen und mit dem Standardmodell unvereinbar sind, so wie die "Behavioral economics". Bis heute ist es nicht gelungen, ein allgemein akzeptiertes Alternativmodell zu entwickeln. Aus unserer Sicht u.a. auch deshalb, weil niemand es gewagt hat zu hinterfragen, ob denn die grundsätzliche Definition des Betrachtungsgegenstandes für die Suche nach den Antworten zu den gestellten Fragen überhaupt geeignet ist.
Wenn unsere Überlegungen zu den grundlegenden Prinzipien des Aufbaus der Welt und ihrer Entwicklung richtig sind, ergeben sich daraus eine Vielzahl unterschiedlicher Konsequenzen für das Verständnis der Wirtschaft und anderer Bereiche der menschlichen Gesellschaft. Genau diese Basisfragen anzugehen und neue Lösungsansätze aufzuzeigen ist Gegenstand in den folgenden Artikeln und Analysen.
An zentraler Stelle steht bei der Betrachtung der Wirtschaft die Frage, was ein "Geschäft" denn eigentlich ist. Damit verbunden ist die fundamentale Frage wie man ein "Geschäft" in einem "Geschäftskonzept" systematisch beschreiben und analysieren kann. Hierfür haben wir ein Basismodell entwickelt, das aus 4 Perspektiven besteht und dabei 3 Ebenen unterscheidet – kurz das 4-3-Modell. Aufbauend auf diesem im Folgenden beschriebenen Grundmodell planen wir dann daraus ableitbare weitere Grundsatzfragen der Wirtschaftswissenschaften anzugehen.
Wer ein Unternehmen gründen möchte, ist mit einer Vielzahl unterschiedlicher Fragen konfrontiert. Diese reichen von ganz pragmatischen Fragen wie "Was muss ich tun, um eine Gründung formal umzusetzen und ein Bankkonto für das Unternehmen zu eröffnen" bis hin zu den fundamentalen Fragen wie "Taugt meine Idee was? Gibt es das schon?", "Wie groß ist mein Markt?" und "Gegen welche Wettbewerber trete ich mit meiner Idee eigentlich an?" Und, und, und ... Die Frageliste lässt sich beliebig lang fortsetzen. Doch bevor ich mich in das "Abenteuer" stürze ein Unternehmen mit einem neuen Geschäft zu gründen, sollte vorher ein möglichst detailliertes Verständnis entwickeln, worauf ich mich da einlasse. Mit dem im Folgenden vorgestellten Vier-Perspektiven/Drei-Ebenen-Modell lässt sich die Tragfähigkeit eines Geschäfts beurteilen.
Ein Geschäftskonzept erläutert abstrakt, wie ein Geschäft funktioniert, wie man damit im Wettbewerb bestehen, Wert schaffen (und Geld verdienen) sowie im Zeitverlauf bestehen kann.
Eine identische Aufgabe oder Funktion kann auf unterschiedliche Art und Weise erbracht werden. Wie das im konkreten Einzelfall geschieht, beschreibt das Geschäftskonzept.
Aus den Zielen, die man mit dem Gedanken des Geschäftskonzepts verfolgt, und der daraus abgeleiteten Definition ergeben sich die vier Perspektiven auf ein Geschäft. In der Definition eines Geschäftskonzepts wurden vier Kernbegriffe als notwendig herausgestellt, um ein Geschäft vollständig in einem Modell zu beschreiben. Diese vier Begriffe waren:
- Funktionsfähigkeit,
- Wettbewerbsfähigkeit,
- Werthaltigkeit und
- Lebensfähigkeit.
Die vier Perspektiven zur Analyse eines Geschäftskonzepts werden durch die Unterscheidung zwischen drei charakteristischen Ebenen ergänzt. Durch diese Kombination entsteht das 4-3-Modell.
Jedes Geschäft ist eine spezifische Kombination aus Elementen aus allen drei Ebenen. Damit ist jedes Geschäft in allen drei Ebenen gleichzeitig verankert. Dabei unterscheidet sich jedoch die Relevanz, die einzelne Aspekte und Elemente haben, ganz erheblich – je nach Geschäftsidee und -konzept. Eine vollständige Beschreibung eines Geschäftskonzepts verwendet stets alle vier Perspektiven und die drei Ebenen gemeinsam. Daraus ergeben sich für jede Perspektive Differenzierungen nach den Ebenen, die im folgenden vorgestellt werden.
Neben der puren Beschreibung, wie das Perspektiven-Ebenen-Modell (4-3-Modell) aufgebaut ist, stellt sich natürlich auch die Frage, wie man es in der Praxis einsetzt. Wie ist das Vorgehen bei der Analyse eines Geschäftskonzepts?
Soweit ein kurzer Überblick zu den Perspektiven, Ebenen und der Anwendung des 4-3-Modells bei der Analyse einer Idee für ein Geschäftskonzept. Aber wie geht es jetzt weiter? Die bisherige Beschreibung bietet nur einen sehr kurzen, und auch sehr abstrakten Überblick zum Grundkonzept des 4-3-Modells. Es ist eine knappe Einführung mit sehr wenigen Beispielen. Welche genauen Inhalte und Anwendungen verbergen sich hinter den abstrakten Beschreibungen?