Aus den Zielen, die man mit dem Gedanken des Geschäftskonzepts verfolgt, und der daraus abgeleiteten Definition ergeben sich die vier Perspektiven auf ein Geschäft. In der Definition eines Geschäftskonzepts wurden vier Kernbegriffe als notwendig herausgestellt, um ein Geschäft vollständig in einem Modell zu beschreiben. Diese vier Begriffe waren: 

  1. Funktionsfähigkeit, 
  2. Wettbewerbsfähigkeit, 
  3. Werthaltigkeit und 
  4. Lebensfähigkeit.

Jeder dieser Kernbegriffe bildet eine spezifische Perspektive auf ein Geschäftskonzept. Hinter jeder Perspektive steht ein grundsätzliches Konzept, das im Fokus der jeweiligen Perspektive steht. Damit verbunden sind dann auch für jede Perspektive typische Kernfragen, die aus dem Blickwinkel der jeweiligen Perspektive zu beantworten sind.

  1. Die Funktionsfähigkeit erfordert ein Verständnis der Elemente, die an dem Geschäftskonzept beteiligt sind und wie diese Elemente zusammenarbeiten, um die vom Geschäftskonzept bereitgestellte Funktion zu realisieren. Entsprechend ergibt sich die Kernfrage dieser Perspektive zunächst als: Welche Elemente müssen zur Erzielung der Funktionsfähigkeit tatsächlich beteiligt sein und welche Eigenschaften müssen diese aufweisen? Was ist ein "Element" und was nicht? "Element" steht in diesem Zusammenhang als abstrakter Begriff für alles, was sinnvoll als Entität abgrenzbar und einsetzbar ist. Elemente können physikalische Objekte sein, Geld, Personen, Daten, Algorithmen oder spezifische Strukturen/Konstellationen in einem Netzwerk sein. Mit diesem universellen Konzept des "Elements" verbunden ist dann auch die Frage, wie die Elemente denn miteinander zusammenwirken, damit sich die angestrebte Funktionsfähigkeit tatsächlich ergibt.
  2. Die Wettbewerbsfähigkeit lenkt den Fokus auf die Schnittstellen zwischen den am Geschäftskonzept beteiligten Elementen. Nur wo es eine „Schnittstelle“ gibt, können Elemente tatsächlich zusammenwirken und gemeinsam die gewünschte Aufgabe erfüllen. Gleichzeitig kann auch nur an einer Schnittstelle überhaupt eine Wahl zwischen Alternativen und damit „Wettbewerb“ stattfinden. Analog ergeben sich als Kernfragen: Welche Schnittstellen bestehen zwischen den beteiligten Elementen? Welche Alternativen bestehen an diesen Schnittstellen? Welcher Wettbewerb? Funktionieren die Schnittstellen reibungslos und sind sie stabil? Über welche Eigenschaften verfügen die Schnittstellen und welche Anforderungen bringen sie mit sich, damit sie von anderen Elementen genutzt werden können bzw. mit diesen interagieren können?
  3. Die Werthaltigkeit beinhaltet zwangsläufig das Konzept der Bewertung. Eine Bewertung ist die Grundlage für jede Reaktion auf den über die Schnittstelle angebotenen und eventuell tatsächlich stattfindenden Austausch zwischen Elementen. Sie ist auch die Grundlage für einen denkbaren Austausch eines Elements gegen ein anderes. Die Werthaltigkeit muss für jede Schnittstelle zwischen Elementen betrachtet werden. Dabei ist an jeder Schnittstelle, die Betrachtung des Blickwinkels beider an der Schnittstelle beteiligter Elemente zu berücksichtigen. Jedes beteiligte Element kann zu einer eigenen Bewertung der spezifischen Schnittstelle kommen. Auch die Art und Weise, wie die Bewertung an der Schnittstelle jeweils erfolgt unPerspektiven und Leitfragen 10 2023d was das Ergebnis der Bewertung ist, kann verschieden sein. Ein Teil der Bewertung kann dann auch die Frage sein, was jeweils die Vergütung für das andere Element an der Schnittstelle ist und wie diese Vergütung erfolgt. Schließlich stellt sich noch die Frage, welche Anreize für die Beteiligten Elemente an der Schnittstelle als Resultat jeweils bestehen. Erst auf dieser Basis erfolgt dann eine Reaktion der betroffenen Elemente an der konkreten Schnittstelle.
  4. Die Perspektive der Lebensfähigkeit lenkt den Fokus auf den Faktor Zeit und allen damit in Verbindung stehenden Fragen. Zentrale Frage in Bezug auf die Lebensfähigkeit ist zunächst, ob ein Geschäftskonzept im Zeitablauf tatsächlich erfolgreich aufgebaut werden kann und Bestand hat. Oder ob es nach einer eventuell kurzen „Blütephase“ wieder zusammenbrechen wird. In der Aufbauphase ist die Kernfrage: Zu welchen Zeitpunkten sind welche Elemente und Schnittstellen wirklich verfügbar? Wann entsteht die angestrebte Leistung wirklich? Ist der initiale Aufbau erfolgreich bewältigt, stellt sich unmittelbar die Folgefrage: Wie entwickelt sich das Geschäft im Zeitablauf?  Wie weit kann es wachsen? Wie muss es sich wandeln, um Bestand haben zu können? Ist es mit dem Wandel überhaupt noch das gleiche Geschäft?

Es ist wichtig festzuhalten, dass hier an keiner Stelle der Begriff „Produkt“ auftaucht. Auch „Geld“ oder Nutzen kommen in dieser grundsätzlichen Betrachtung nicht vor. Dies ist Absicht, um nicht von vornherein das Denken auf gewohnte Bahnen zu beschränken. Doch dazu später mehr. Zunächst ist es wichtig, die bereits im Überblick erwähnten Ebenen genauer zu betrachten und zu verstehen.

 

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